Unsere Positionen

Hier melden sich unsere beratenden und beschließenden Mitglieder zu Wort.

Ihre Beiträge können aktuell oder zeitlos sein. Sie können und sollen aus allen Bereichen kommen, für die und die für universelle Kompetenz erforderlich ist und sind; also: befreites Denken und überlegtes Handeln, privates Tun und staatliches Lassen, freie Kunst und gezielte Technik, praktische Ökonomologie und politische Philosophie – und was alles noch zur „Gesamtheitlichkeit“ dazugehört.

Die in den  Zuschriften bezogenen „Positionen“ können kurz, mittel oder mittellang sein, sie können kritisch und kontrovers, sollen konstruktiv und kenntnisreich sein. Sie dürfen bedeutungsvoll ernst daher kommen, aber auch zum Schmunzeln anregen. Sie sollen in verständlicher Sprache und in gutem Ton verfasst sein. Wer mit anderen ins Gespräch kommen will, sollte der gemeinsamen Sprache mächtig sein. Bilder wecken Interesse, wichtige Aussagen werden geschrieben.

Die Positionen, die in dieser Rubrik gelesen werden können, sind Meinungen der Mitglieder des Kuratoriums. Tippfehler und innovativ gesetzte Satzzeichen werden verständnisvoll redigiert, alle „Positionen“, auch solche, die vom Mainstream abweichen, gehen so hinaus, wie sie herein kommen. Wer das Tippen verlernt hat, diktiert in sein Phone. Wer das KorrekturProgramm nicht ausschaltet, „haftet“ für dessen Kreativität.

Völker, hört die Signale

von Peter Schneyder
14. Oktober 2023

Das Völkerrecht hat als Bezug in Diskussionen sowie als Rechtfertigung für Kritik oder Aktionen im Zusammenhang mit internationalen Konflikten Hochsaison. Immer geht es dabei um Grenzen: geografische oder historisch-nationale, solche des passiven oder aktiven Handelns sowie deren Verschiebung oder Neuziehung auf allen Ebenen. Jetzt, nach knapp achtzig Jahren kommt die stabil geglaubte, sogenannte „Nachkriegsordnung“ an immer mehr Ecken und Enden ins Wanken.

Das Gleichgewicht der (Vernichtungs)Kräfte verschiebt sich zusehends, bislang Undenkbares wird plötzlich möglich und passiert auch tatsächlich immer öfter. Die UNO verliert ihre Schiedsrichterfunktion in Konflikten, weil ihre Strukturen die aktuellen Kräfteverhältnisse in der Welt nicht mehr abbilden und als Folge ihre Entscheidungen nichts bewirken, weil sich die Mitgliedsstaaten kaum mehr um diese scheren. Von den ganz Großen bis zu den Kleinen.

Verschiedene Interessen von der militärischen bis zur wirtschaftlichen Sicherheit dienen nun als Begründung, Grenzen zu überschreiten, durchzusetzen was man für notwendig erachtet oder schlicht haben will. Wir leben – ob wir wollen oder nicht – in interessanten Zeiten, wie man wohl in China sagen würde. Das mühsam gefundene und lange zumindest formal akzeptierte Völkerrecht weicht immer öfter dem primitiven aber leider höchst wirkungsvollen Naturrecht des Stärkeren.

In Wahrheit deshalb, weil sich das an sich typisch österreichische Prinzip der maximalen Unverbindlichkeit unglücklicher Weise in der ganzen Welt verbreitet. Man löst offene Fragen zwischen Staaten oder Volksgruppen nicht, sondern sitzt sie wenn möglich einfach aus, ignoriert sie so lange wie möglich oder friert sie ein, wie es so schön heißt. Aber irgendwann kochen diese schlummernden Konflikte hoch und dann rächt sich die Ignoranz von „wird schon nichts passieren“ bis „kann man halt nichts machen“.

Dann folgt unvermeidlich die Schuldzuweisungsfrage. Leider. Denn es wäre doch wohl sinnvoller, Energie und Zeit dafür zu verwenden, um probate Lösungen für die aufflammenden Probleme zu suchen, statt sich über Verantwortlichkeiten den Kopf zu zerbrechen, oder? Aber wo bleibt dann die Sanktionswirkung des Völkerrechts?

Geografische Grenzen basieren in der Regel auf länger oder weniger lang zurückliegenden Unrechtshandlungen, von illegitimen Gebietsaneignungen bis hin zu Kriegen. Darf man diese korrigieren (wollen)? Wenn ja, wie und wie lange zurück? Da werden vor allem populistisch nationalistische Emotionen geschürt, wird Unrecht konstruiert wo keines erkennbar ist, wird andererseits evidentes Unrecht ignoriert.

Die Welt ist aus den Fugen. Weil einige wenige rücksichtslos das Grundrecht der Menschheit auf ein gutes oder zumindest akzeptables Leben missachten, um ihrer Gier und ihrem Wahn Raum zu geben. Wo ist unsere Verantwortung dafür, dass dies auch heute noch, in einer angeblich zivilisierten Welt geschehen kann? Können wir wirklich gar nichts tun, um geltendes (Völker)Recht wirksam zu machen?

Universelle Kompetenz als „Überlebensmittel“

von Gerhard E. Ortner
18. September 2023

Die Anstrengungen zur Wiederbelebung der, durch gesundheitspolitisch motivierte Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erheblich beschädigten Wirtschaft treffen auf vielfältige „zivile“ Initiativen. Diese folgen unterschiedlichen Zielsetzungen, allerdings alle unter aufwendigen personalen und politischen Realisierung-Bedingungen. Für die Deckung der daraus resultierenden „Bedarfe“ muss ein entsprechende Angebot bereitgestellt werden. Dies trifft für die Bedarfe an „Lebensmitteln“ im weitesten Sinne, von Grundnahrungsmittel bis zu Luxusgütern, aber auch für „Überlebensmittel“ zu, also beispielsweise auch für die Bedarfe an „Klimastabilität“ und “Renaturierung“.

Diese Angebote dürfen nicht neue Bedarfe zur Folge haben, die größer sind, als die gestillten. Das heißt in wirtschaftlicher Diktion: Der Preis für die Herstellung darf nicht höher sein als der zu erzielende Ertrag. Das hat nichts mit Profiterzielung und wenig mit Gewinnstreben auf Kosten Dritter, sehr viel aber mit der Vermeidung von Verschwendung – und damit der langfristigen Sicherung von Ressourcen zu tun.

Die Deckung von knappen Bedarfen, also solchen, die nicht durch Angebote im Überfluss gedeckt werden können, bedarf personaler und „realer“ Leistungen. Die Bedarfsdeckung zu fordern, ist eine politische Aktivität, sie zu erreichen eine ökonomologische, das heißt eine wirtschaftliche, die auf langfristige Ressourcensicherung Bedacht nimmt. Der zur Bewältigung der massiven Beschädigung durch die Pandemie erforderlich gewordene Neustart der Weltwirtschaft bietet allerdings auch eine einmalig historische Chance: Es geht um nichts weniger als die Verwirklichung nachhaltiger ökonomologischer Prinzipen zur Stabilisierung von Wohlstand und Wohlfahrt für die größtmögliche Zahl auf hohem Niveau. Zu den unabdingbaren Voraussetzungen hierfür gehört freilich das jeweils höchstmögliche Wissen um Ökologie und Ökonomie der größtmöglichen Zahl der Menschen und der feste Wille, es global vorbehaltlos einzusetzen.